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Die Welt trinkt zu viel Matcha: Wenn ein Trend für Engpässe sorgt

Die Welt trinkt zu viel Matcha: Wenn ein Trend für Engpässe sorgt

Wie Social Media ein Jahrhunderte altes Ritual unter Druck setzt

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Ob als Iced Latte, als Eiscreme, im Gebäck oder in den sozialen Medien – Matcha ist überall.
Kaum ein Trendgetränk hat sich so fotogen und vielseitig durch Social Media geschlürft wie das leuchtend grüne Pulver – sei es als morgendlicher Wachmacher oder als Accessoire; In Songs, in Rezepten, in unzähligen TikTok-Videos: Matcha ist the moment.

Doch mit wachsendem Hype wächst auch die Nachfrage – und das hat Folgen!

Ein traditionsreiches Pulver

Matcha ist gemahlener Grüntee und hat in Japan eine tief verwurzelte Geschichte: Schon seit dem 12. Jahrhundert steht er im Zentrum der japanischen Teekultur. Für die traditionelle Zubereitung wird das feine Pulver mit einem Bambusbesen in heißem Wasser aufgeschäumt – ein achtsames Ritual, das Ruhe und Präzision verlangt. Der Geschmack: blumig, grasig, leicht bitter. Seine Wirkung: sanfter Koffein-Kick mit Antioxidantien und Vitaminen.

Unterschieden wird zwischen verschiedenen Qualitäten: Der kostspielige Zeremonie-Grad gilt als besonders rein und wird in Japan teils noch per Hand gemahlen. Diese Kunst bleibt im aktuellen Hype oft auf der Strecke.
Für die Herstellung werden die Teepflanzen vor der Ernte beschattet, die Blätter sorgfältig gedämpft, getrocknet und in Steinmühlen pulverisiert. Alles reine Handarbeit – und dementsprechend aufwendig.

Vom Hype zur Krise

Seit 2018 wächst der weltweite Matcha-Markt jährlich um über 5 %. Allein Deutschland importierte zwischen Januar und August 2024 rund 240 Tonnen – ein Anstieg von 240 %.
Die Gründe? Influencer-Marketing, Lifestyle-Booms und Gesundheitsversprechen. Doch der massive Durst nach Matcha übersteigt die Kapazitäten: Die Pflanzen brauchen Jahre, um zu reifen, die Pulverproduktion ist extrem zeitaufwendig.
Zudem finden viele Teebauern keine Nachfolge. Erste Produzent*innen reagieren bereits mit Verkaufsbeschränkungen – es droht ein echter Engpass.

Kann Matcha mitwachsen?

Die japanische Regierung plant nun Subventionen für den Teeanbau, während andere Länder versuchen, mit eigenen Matcha-Produkten nachzuziehen, die an die Qualität des japanischen Originals jedoch noch nicht heranreichen können. Ob diese Bemühungen reichen, den weltweiten Matcha-Durst zu stillen, bleibt offen.

Tradition unter Druck

Was als stilles Ritual begann, ist heute globaler Lifestyle. Der aktuelle Engpass zeigt, wie fragil jahrhundertealte Lebensmitteltraditionen sind, wenn sie auf viralen Konsumdruck treffen.

Ob aus Hype ein nachhaltiger Trend wird, entscheidet sich womöglich nicht auf TikTok, sondern in Japans Teegärten.



Foto von Kairi Kaljo über Unsplash

Verfasst am 7. Juli 2025

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