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Temu plant Einstieg in den Lebensmittelmarkt
Chinas Billigplattform sucht europäische Lieferanten – Produzenten warnen vor Risiken für Sicherheit und Standards
Die Strategie: Lebensmittel „aus Europa für Europa“
Die chinesische Onlineplattform Temu, bekannt für extrem günstige Preise und aggressive Rabattaktionen, will ihr Angebot künftig um Lebensmittel erweitern – mit Produkten aus Europa für den europäischen Markt. Bisher bot das Unternehmen vor allem Kleidung, Elektronik und Haushaltswaren an. Nun wurde laut der Lebensmittel Zeitung ein spezielles Food-Team aufgebaut, das seit Mai Lieferanten aus Europa anspricht. Ziel ist es, das regionale Sortiment zu vergrößern und den Service für Kunden vor Ort zu verbessern.
Temu und die Schwesterplattform Shein erzielten im Jahr 2024 gemeinsam fast 100 Milliarden Euro Umsatz – ein Vielfaches im Vergleich zu etablierten Marken wie Zara, die 6,1 Milliarden Euro Umsatz machten. Um sich ein Stück vom europäischen Lebensmittelmarkt zu sichern, setzt Temu auf regionale Partnerschaften und kündigt ein „aggressives Werben“ für Anbieter von Lebensmitteln, Kosmetik und weiteren Alltagsprodukten an.
Europäische Hersteller im Visier
Insbesondere kleinere Hersteller, etwa aus dem Süßwaren- oder Nahrungsergänzungsbereich, werden aktuell gezielt von Temu kontaktiert. Der Plattform geht es dabei nicht nur um Reichweite, sondern auch um ein gewisses Maß an Regionalität – vermutlich auch als Reaktion auf Handelskonflikte, etwa zwischen China und den USA. Denn ohne zollfreie Kleinsendungen würde das bisherige Geschäftsmodell deutlich an Rentabilität verlieren. Zu konkreten Konditionen für europäische Anbieter schweigt Temu bislang.
Kritik an Qualität und Arbeitsbedingungen
Die geplante Expansion ruft deutliche Kritik bei europäischen Produzenten hervor. Marlena Hien, Gründerin der Marke „Bears with Benefits“, machte auf LinkedIn öffentlich ihrem Ärger Luft: Es sei „brandgefährlich, wie asiatische Billig-Plattformen den europäischen Markt fluten – oft an Regulierungen vorbei und ohne Rücksicht auf Produktsicherheit, Nachhaltigkeit oder faire Arbeitsstandards“. Branchenexperten warnen, dass ein Einstieg von Temu den Wettbewerb verschärfen und Qualitätsmaßstäbe im Lebensmittelhandel untergraben könnte.
Dass Temu mit seinem Vorstoß nicht allein ist, zeigt ein Blick auf den Markt: Auch Amazon versuchte sich seit 2015 mit haltbaren Lebensmitteln und frischen Produkten unter dem Label „Amazon Fresh“. Der Dienst wurde jedoch im Oktober 2024 wieder eingestellt – ein Hinweis darauf, dass der europäische Lebensmittelmarkt trotz seiner Größe nicht leicht zu erobern ist.
Foto: Unsplash / von appshunter.io
Verfasst am 4. Juli 2025